Es war einer dieser Samstagabende, auf den er sich schon die ganze Woche gefreut hatte. Mit kleinen, langsamen Schritten, fast schon tänzelnd, lief er zu seinem Badezimmer. Für einen kurzen Augenblick blieb er vor der Türe stehen, schloss die Augen und atmete entspannt durch. Dann öffnete er erst die Türe, dann die Augen und blickte dem strahlenden Schein der Kerzen entgegen, die er eine halbe Stunde zuvor zu den Klängen von Maurice Ravels Bolero angezündet hatte. Er drehte den Wasserhahn zu und liess wohlriechendes Sandelholzöl in das warmheisse Wasser tröpfeln. Leicht benebelt vom süssherben Duft des Öls, welcher der Wasserdampf in seine Nasengänge trug und dort die kleinen Nasenhärchen zum kräuseln brachte, begann er sichtlich erregt sein weisses Masshemd aufzuknöpfen. Nachdem er sich auch seiner restlichen Kleidung entledigt hatte, stieg er in die Badewanne. Ein Lächeln zeichnete sich auf dem sonst so ernsthaft wirkenden Gesicht ab, als Thomas Meyer sich zusammen mit den rund zwanzig amerikanischen Playboy-Models langsam in das dampfende Wasser gleiten liess.
Etwa zur gleichen Zeit eröffnete ich mit dem Song ‚A Roller Skating Jam Named Saturdays’ von De La Soul die Kult Party im Icon Club. Und schon acht Songs später passierte das Unerwartete, von dem ich zwar geträumt hatte, aber nie zu hoffen wagte, das dieser Traum in Erfüllung gehen könnte: Jemand tanzte. Und dieser Jemand war nicht einfach irgendjemand, sondern eine junge, hübsche Frau, zu der sich gegen Ende des Songs fünf noch hübschere junge Frauen dazu gesellten. „You’re a DJ now! YOU ARE A DJ!!!“ jubelte meine innere Stimme. Warum sie dies auf Englisch tat, war mir zwar nicht klar, aber zu diesem Zeitpunkt auch irgendwie egal. Ich konnte sichtlich spüren, wie meine Ausstrahlung an Sex-Appeal gewann. Und tatsächlich, schon beim nächsten Song stand eine bezaubernde Schönheit vor dem DJ-Pult und lächelte mich an. Ich setzte mein coolstes DJ-Lächeln auf und beugte mich zu ihr runter. Sie schaute zu mir hinauf und öffnete ihre schönen Lippen: „The Music is much too slow, I’m gonna fall asleep soon,“ liess sie mich mit russischem Akzent wissen. Verwirrt löste ich meinen Blick von der Schönheit und senkte ihn beschämt auf den Boden. Da schien sich meine innere Stimme wohl zu früh gefreut zu haben. In Gedanken liess ich mich von einem der muskulösen Türsteher erwürgen, die draussen vor dem Club standen.
Etwa zur gleichen Zeit, ein paar Kilometer weiter, stieg Thomas Meyer erschöpft, aber zufrieden aus seiner Badewanne, legte das Playboy-Magazin auf den Wäschekorb und blies die Kerzen aus.