Lektion 1
Heute: „Ich han än Schwarzä ligä gla.“
Hat weder was mit körperlicher Ausscheidung, noch mit der Freizeitbeschäftigung eines Neo-Nazis zu tun, noch ist es etwas, das Vladimir Klitschko sagt, wenn er seiner Frau über seinen Arbeitstag berichtet. „Ich han än Schwarzä ligä gla.“, ist der Ausdruck dafür, wenn man beim Anfahren mit dem Auto oder Motorrad gleichzeitig aufs Gas und auf die Bremse tritt, so die Räder zum Durchdrehen bringt und schlussendlich eine Bremsspur auf dem Boden hinterlässt.
Eigentlich logisch.
Lektion 2
Heute: “Ich schmier dir jetzt dänn grad eis.”
Hier handelt es sich nicht um eine Einladung zu einem spontanen Frühstück, sondern um die Androhung einer Ohrfeige. Wenn man diesen Ausdruck an Sie richtet, dann hat das höchst wahrscheinlich nichts mit Deutschenfeindlichkeit zu tun. Vielleicht sind Sie einfach ein nationalitätenneutrales Arschloch. Aber dann wär der Satz für Sie ja nichts Neues.
Lektion 3
Heute: „En Neger abseilä.“
Hier handelt es sich nicht um eine neue Ausschaffungs-Methode der Zürcher Kantonspolizei für straffällig gewordene Asylbewerber aus Nigeria. Und auch nicht um eine Redewendung aus dem Sprachgebrauch von Schweizer Bergführern, die am Kilimandscharo tätig sind. Es ist lediglich ein politisch unkorrekter Ausdruck für Stuhlgang.
Wenn wir gerade dabei sind:
Liebe Damen aus dem ‚grossen Kanton’, wenn Sie ein Typ „geil winä Morä“ findet, dann ist das kein direkter Vergleich mit Naomi Campbell oder Halle Berry. Aber fast. „Morä“ ist ein Berndeutscher Ausdruck für Sau. Sie dürfen sich also trotzdem über das Kompliment freuen. Sie Luder.
Lektion 4
Heute: “Ich gib där spöter no es Telefon.”
Wenn Ihnen ein Freund sagt: “Ich gib där spöter no es Telefon”, dann ist das kein Zeichen extremer Grosszügigkeit, sondern ein Hinweis auf ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis. Und wenn er Ihnen dann später am Telefon zum Beispiel vom Erwerb einer neuen Ständerlampe erzählt, muss das nicht heissen, dass er kürzlich im Sex Shop war, sondern bei IKEA. Wahrscheinlich.
Wenn wir gerade dabei sind:
Wenn Ihnen ein Freund sagt: “mir funkä no”, dann ist das keine Aufforderung zur gemeinsamen Brandstiftung, sondern nur eine Ankündigung, dass er Ihnen später noch ein Telefon gibt.
Lektion 5
Heute: „eine Stange bitte“
Wenn Sie mal per Zufall an einer Hotelbar Bar stehen, an der Carl Hirschmann gerade eine Stange bestellt, dann müssen Sie nicht wegrennen. Er wird sich wohl nur seinen Durst stillen wollen. Mit einem Glas Bier.
Begegnen Sie Carl Hirschmann aber in einer Hotel-Lobby in Begleitung einer Eisenstange, ist Vorsicht geboten. Denn Eisenstangen können ‚blaui Mösä’ verursachen. Auch bei Männern.
Apropos blaue Flecken, wenn Ihnen ein Freund verrät, dass er Zuhause ein Puff hat, dann freuen Sie sich nicht zu früh. Unangemeldete Besuche nach Mitternacht könnten nicht auf Sympathie stossen. Ausser, Sie helfen Ihrem Freund, die Unordnung in seiner Wohnung aufzuräumen.
Lektion 6
Heute: Bügeln
Wenn Ihre Schweizer Freunde immer am ‘Bügeln’ sind, dann heisst das nicht, dass Schweizer Frauen ihre Männer besser im Griff haben. Ihre Freunde arbeiten einfach viel. Wenn man aber trotzdem mal Zeit hat und Sie zum Fussballabend einlädt und Ihnen voller Vorfreude versichert, dass es sicher ein lustiger Abend werde, weil der Harass voll ist, dann müssen Sie nicht gleich den Tierschutz anrufen. Freuen Sie sich lieber auf einen Abend mit Freunden und einem vollen Kasten Bier.
Und noch was für Frauen: wenn man Sie am Morgen im Bus auf Ihren Rock anspricht und ihn ‘huerä’ schön findet, dann heisst dass nicht, dass der Rock zu kurz ist. Man findet einfach Ihren Kleidungsstil extrem gut. Und auch wenn Ihnen später ein männlicher Arbeitskollege beim gemeinsamen Mittagessen seinen Nachtisch schenkt und Ihnen schmunzelnd verrät, dass er ein ‘Zältli’ in der Hose hat ist das kein Zeichen, dass Sie sich heute zu freizügig präsentieren. Der Kollege wollte Ihnen nur sagen, dass er sich anstelle des Desserts ein Bonbon gönnt.
Lektion 7
Heute: ‚Finken’
Wenn Sie zum Essen eingeladen werden, zudem Sie Ihre eigenen Finken mitnehmen müssen, obwohl es Fleischvögel gibt, dann verkneifen Sie sich jegliche Anspielung auf die die Knauserigkeit Ihrer Freunde. Packen Sie lieber ihre Hausschuhe ein und freuen Sie sich auf ein paar saftige Rindsrouladen.
Wenn Sie dann am Esstisch gebeten werden, sich mal zu kehren, dann hat das nichts mit Ihrer Körperhygiene zu tun. Viel mehr will man Sie auf was aufmerksam machen, das hinter Ihnen stattfindet.
Apropos: wenn Sie jemand auffordert, dass Sie ihm ‚i d’Schue blase’ können, dann hat das nichts mit den tropischen Temperaturen zu tun, die zurzeit bei uns anherrschen. Sie können der Person ganz einfach nur den Buckel runterrutschen.
Lektion 8
Heute: ‚Hahnenwasser’
Keine Panik: wenn Ihre neue Schweizer Freundin Ihnen bei ihr Zuhause ‚Hahnenwasser’ auftischt, dann kommt das nicht aus dem Hühnerstall, sondern aus der Küche. Auch wenn sie ‚Ankä’ aus dem Kühlschrank holt, müssen Sie nicht erschrecken. Statt einer unterkühlten Landsmännin, erwartet Sie ein Stück Butter.
Übrigens: wenn sich die Freundin kurz entschuldigt, weil sie noch schnell den ‚Güsl’ raus bringen muss, dann werfen Sie ihr nicht gleich eine Affäre mit dem türkischen Nachbarn vor. Seien Sie lieber froh, dass sie ihren Abfall noch selber runter bringt.
Wenn Ihre Freundin dann später beim Kuscheln meint, Sie seien ein ‚glattä Cheib’, dann ist das nicht auf Ihren neuen Rasierer mit Dreiklingen-System zurückzuführen. Eher darauf, dass Sie in Schweizerdeutsche Ausdrücke die lustigsten Sachen reininterpretieren.