Irgendwas lag an diesem Mittwochabend in der Luft: Midi Gottet knutschte am Rheinfall mit Meret Becker, Alex Flach küsste zu Hause seine Maria und Thomas Meyer schmuste in einem Tel Aviver Hotelzimmer mit seinem Spiegelbild.Rainer Kuhn hingegen verbrachte den Abend mit mir. An der Radio 105 Premierenparty. Doch auch er war in romantischer Stimmung. Denn kaum an der Party angekommen stürzte er sich in die Menge um leidenschaftlich Bligg, Dodo, Dani König und die anderen Promis zu umarmen. Mich hingegen zog es zu einer kühlen Blonden an der Bar. Sie schien auf mich gewartet zu haben, den kaum war ich beim Tresen, hing sie mir bereits an den Lippen.
Ein paar Minuten später stürzte auch ich mich in die Menge und landete dabei vor Dodos Füssen. Seine Augen glänzten, als ob er zu tief in eine Meister Proper Flasche gekuckt hätte. Wie ich dann aber später erfahren hatte, war er aus beruflichen Gründen bekifft. Trotzdem kamen wir kurz ins Gespräch, in dem Dodo mir versprach meine Texte auf kult.ch zu lesen, wenn ich mir im Gegenzug seine Musik anhören würde. In meinem jugendlichen Leichtsinn ging ich den Deal ein. Dann machte ich mich auf die Suche nach Rainer. Das stellte sich als leichte Aufgabe heraus, denn ich musste mich nur nach den schönsten Frauen im Raum umschauen. Dort würde ich auch Rainer finden.
„Das sind Vanessa und Sabrina“, Rainer dreht sich in meine Richtung „und das ist der Hugentobler“. Dann setzten die drei ihr Gespräch fort, von dem ich aber nichts mitbekam. Schuld daran war Marvin Gaye, der in meinem Kopf inbrünstig und in voller Lautstärke sein ‚Let’s get in on’ zum Besten gab. Um ihn zum Schweigen zu bringe löste ich meinen Blick von Vanessa und Sabrina und richtete ihn auf David Cappellini vom 20Minuten, der auf der anderen Seite des Raumes stand. Das wiederum animierte mein Kopfradio, ein Medley alter Backstreet-Boys-Songs zu spielen. Gesungen von Harald Juhnke. Aus musikästhetischen Gründen wand ich meinen Blick wieder von David Cappellini ab und blickte dabei Sabrina in die Augen, der Kleineren von den beiden Schönheiten. Plötzlich hatte ich das starke Bedürfnis an einem anderen Ort zu sein. Wie Midi Gottet , der am Rheinfall mit Meret Becker knutschte, Alex Flach der zu Hause seine Maria küsste oder Thomas Meyer, der in einem Tel Aviver Hotelzimmer mit seinem Spiegelbild schmuste.
Sie werden es erraten haben: Mein Wunsch ging nicht in Erfüllung. Auch zwei Stunden später stand ich noch in den Räumlichkeiten von Radio 105 herum. Statt Sabrina im Arm hatte ich mein fünftes Bier in der Hand.In meinen Gedanken warf ich mich vor den Pizzakurier, der draussen mit seiner Vespa vorbei fuhr.