„Allo. Wie kann isch Dir elfen?“ Ich schaute mich um, neugierig, von wo diese einladende Begrüssung herkam und blieb dabei an einem strahlenden Lächeln hängen. Es gehörte der Verkäuferin der Kiehls Boutique am Rennweg, wo ich mir eigentlich nur die Zeit bis zu meinem nächsten Termin totschlagen wollte.
„Wie kann isch Dir elfen?“ wiederholte sie sich, mit einem französischen Akzent, wie ihn Mireille Mathieu nicht schöner hingekriegt hätte. Zu ihrer Frage fielen mir spontan gleich mehrere Antworten ein, doch anstandshalber behielt ich sie für mich.
„Ähm…“ Die Verkäuferin stand jetzt direkt vor mir und kuckte mich mit ihren braunen Rehaugen erwartungsvoll an. „Ähm…“, stotterte ich verlegen, „ich wollte mich eigentlich nur ein bisschen umschauen…“ So unauffällig wie möglich wischte ich mir den Schweiss von der Stirn. Sie lächelte verschmitzt und drehte sich leicht ab, blieb aber in meiner Nähe.
Sie trug einen weissen Apothekerkittel und hatte ihre langen, braunen Haare zu einem Zopf zusammen gebunden, so dass die herzigen Sommersprossen auf ihrem Gesicht optimal zur Geltung kamen. Mann, war die Kleine süss. Sie bemerkte meine Blicke und quittierte sie mit einem liebevollen Schmunzeln. Der Fall war klar: diese Frau stand auf mich.
Leicht verlegen rieb ich mir die Augen. „Suchst du vielleischt etwas für die Ogen?“ Sie war jetzt dicht neben mir und hielt eine kleine Tube in der Hand. „Wir aben nämlich ein Süpercrème für die Ogen.“ Kaum nickte ich bejahend, öffnete sie auch schon die kleine Tube, tat ein wenig Crème auf die Spitze ihres Zeigefingers und massiert sie mir zärtlich in die Haut unterhalb der Augen. Hätte ich schon vorher von diesem Service gewusst, ich hätte sie nach einer Body Lotion gefragt.
Es bestand kein Zweifel: zwischen mir und der Verkäuferin funkte es so fest, dass in zehn Minuten wohl die Feuerwehr in der Bude stehen würde. Und als ich mit ihr zur Kasse lief, hörte ich dann auch bereits die Hochzeitsglocken läuten, bis ich merkte, dass es nur das Telefon neben der Kasse war. Die 88 Franken, die sie für die winzig kleine Tube wollte, gab ich ihr ganz ohne Wehmut. Liebe macht grosszügig.
Dann schwebte ich auf Wolke Sieben zur Ladentüre hinaus, vorbei an einem Mann in meinem Alter, der in den Laden hinein wollte. Kurz darauf sollte ich die Stimme der Verkäuferin zum letzten Mal hören: „Allo. Wie kann isch Dir elfen?“